Neben der türkischen Regierung von Premierminister Erdogan geraten auch die Banken des Landes verstärkt unter Druck. Die Gründe weichen voneinander ab. Im Falle Erdogans hält der sich ausweitende Korruptionsskandal seiner Regierung das ganze Land in Atem und führt nach wie vor zum Ausbruch von spontanen Massenprostesten in Großstädten, die nicht selten einen von Gewalt geprägten Ausgang nehmen. Die heimischen Banken geraten aufgrund von anderen Entwicklungen in die Bredouille.

Im Fall der Banken warnt die Ratingagentur Moody´s Investors Service davor, dass sich die massive Zinserhöhung der türkischen Notenbank und die damit verbundene Verknappung der Liquidität sowohl auf die Geschäfte als auch die Kreditvergabe unter den heimischen Banken generell negativ auswirken wird.

Aktuelle Prognosen zu einem Jahreswachstum der türkischen Wirtschaft in Höhe von 3% dürften im Angesicht der momentanen Entwicklungen Makulatur sein.

Zu erwarten sei, dass die Maßnahmen der Zentralbank Einnahmestrom und Profitabilität der Banken sinken ließen. Diese Warnung seitens Moody´s ist mehr als verständlich, da die im Zuge einer taumelnden Lira beschlossene Verdopplung der Leitzinsen mit deutlich höheren Finanzierungskosten sowie einer Abschwächung des ökonomischen Wachstums in der Türkei einhergehen werden.

Die Zentralbank hatte ihre einwöchige Repurchase Rate (Repo Rate) im Angesicht einer von Rekordtief zu Rekordtief taumelnden Lira von einem Allzeittief von 4,5% sogleich auf 10% angehoben. Auch ihren Lombardsatz für Übernacht-Geschäfte erhöhte sie deutlich von 7,75% auf 12%, während die Kreditkosten für Übernachtgeschäfte von 3,5% auf 8% angehoben wurden. 

Im Angesicht der taumelnden Lira sah sich die Notenbank zu massiven Zinserhöhungen gezwungen.

Wie in vorherigen Berichten zur Türkei ausgeführt, scheint die Kreditvergabe unter den heimischen Banken einen Wendepunkt erreicht zu haben. Nicht nur die Profitabilität der Institute, sondern auch die Qualität von deren gehaltenen Vermögenswerten dürften nun unter Druck geraten. Die Zahlungssäumigkeiten werden deutlich anspringen und der einsetzende Preisdruck auf gehaltene Vermögenswerte wird wohl zwangsläufig zu markant steigenden Rückstellungen für Kreditausfälle unter türkischen Banken führen.

Für Moody´s ein weiterer Grund, um die aktuellen Krediteinstufungen türkischer Banken auf Negativ herabzustufen. Die durch die Zentralbank verabschiedeten Maßnahmen – die seitens der Regierung in verschiedenen Erklärungen kritisiert wurden – hatten zum Ziel, den finanziellen Stress, dem sowohl die Lira als auch der heimische Kapitalmarkt ausgesetzt war, zu lindern.

Trotz der massiven Zinsanhebungen hat sich die türkische Lira (hier im Wochenchart) im Außenwert gegenüber dem USD bislang kaum erholt.

Die Hoffnungen sind weiterhin groß, die extreme Volatilität auf diese Weise zumindest teilweise eindämmen zu können. Nicht nur die Banken, sondern auch eine große Anzahl von Kreditnehmern und Importeuren sieht sich im Angesicht der Währungsturbulenzen einem signifikanten Stress ausgesetzt. Moody´s rechnet aus diesem Grund auch damit, dass die durch den Lira-Absturz erzwungene Liquiditätsverknappung die Abwärtsrisiken für die türkische Wirtschaft deutlich erhöhen wird.  

Da sich das Geschäftsumfeld für türkische Banken verschlechtert habe, stünde auch die Jahreswachstumsprognose für 2014 in Höhe von 3% auf der Kippe. Moody´s legt denn auch den Finger in die Wunde, indem erklärt wurde, dass die Abwärtsrisiken für die türkische Wirtschaft im Angesicht der heftigen Liquiditätsverknappung nicht nur die Qualität der ausstehenden Kredite beeinträchtigen, sondern auch die Chancen auf ein anhaltendes Kreditwachstum begrenzen werden.

Die obige Grafik zeigt das Kreditwachstum in Relation zum Leistungsbilanzdefizit des Landes.

Dem lässt sich eigentlich kaum etwas hinzufügen. In einer Reihe von Berichten zur Lage in der Türkei machte ich bereits auf die makroökonomischen und vor allem auch politischen Risiken in der Türkei aufmerksam. Aktuell wird das Bosporus-Land durch Moody´s mit BBB- eingestuft, was dem niedrigsten Länderinvestmentgrad der Ratingagentur entspricht. So wie es aussieht, dürfte es nicht mehr allzu lange dauern, bis auch die Türkei auf Junk abgestuft wird. 

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